Chemieunterricht
24.01.2006von Toby
Ich schaue auf die Uhr. 12 Uhr. Nichts. Gar nichts. Nur meine Klasse. Wartend. Bis der Lehrer kommt. Endlich. Er kommt fünf Minuten zu spät. Ich wünschte, er käme später. Viel später. Am besten überhaupt nicht. Ich gehe auf meinen Platz. Er. Der Lehrer sagt nur: " Tach, vierte Hauptgruppe von unten nach oben, Toby!" Ich denke nur : "Scheiße, hab nicht gelernt. So was Überflüssiges muss ich doch nicht können." Ich nehme aus meiner Tasche das Chemiebuch und schaue nach. Dort steht: Blei, Germanium, Silizium und Kohlenstoff. Ich sag das, was da steht. Flüssig. Ohne eine Pause beim Sprechen zu machen. "Hast du ein Periodensystem benutzt" "Und selbst wenn".
Er, Der Lehrer, Er geht zum Pult und mischt ein paar hochexplosive Sachen zusammen. Ich hoffe, es gibt eine Explosion. Jedoch. Nichts. Gar nichts. Plötzlich fängt er, der Lehrer, an zu lachen. Oder in seinen Bart reinzusabbern. Ohne Grund. Ohne Sinn. Nur ein Insider Witz, den ich nicht verstehe. Ich schaue auf meinen Stundenplan. Englisch. Nur Englisch. Sonst nichts. Gar nichts. Ich denke nur: "Scheiße. Die Hausaufgabe habe ich schon gemacht. Zu Hause." Ich überlege kurz: "Wenn ich nix tue, penne ich ein." Da komme ich auf eine Idee: " Ich kann nochmals die Englisch - Vokabeln wiederholen" Ich nehme mein Englischbuch aus meiner Tasche und schaue sie, die Vokabeln, noch mal an: tank - Panzer; bombing flight - Bomber; submarine - U-Boot;...
Sinnlos. Zwischen Krieg und Langeweile. Übertrieben. Ich möchte keinen Krieg. Und auch keine Langeweile. Ich tue sie weg. Die Englischsachen. Weg. Ganz weg. Was er, der Lehrer, vorne redet versteh ich nicht. Plötzlich fragt mich er. Der Lehrer.: "Was ist die Elektronegativität eines Stoffes" - "Das Gegenteil der Elektropositivität" sage ich. Überzeugend. Als ob meine Antwort die Richtige sei. Aber sie ist falsch. Ganz falsch.
Er, der Lehrer, murmelt: "Nichts. Gar nichts. Sechs. Oder was soll ich dir für diese Stunde geben?"
Wie meine Erdkundelehrerin. Die bei jeder falschen Antwort rumschrie, als ob jemand einen anderen umgebracht hätte. Sie hatte immer gesagt: "Das ist nichts. Eine Null. Und ihr wisst, eine null ist eine sechs. Und mit einer sechs werdet ihr nicht versetzt."
Ich warte und warte bis der Gong kommt. Endlich. Zwanzig vor eins. Aus.
Am Ende der Chemiestunde gehe ich zum ihm. Er, der Chemielehrer, meint: "Toby, wie hat Sepp Herberger gesagt :Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das gleiche gilt auch für den Chemieunterricht. Also nächste Stunde ein bisschen mehr Einsatz und keine Widerworte, dann könnte ich dir eine drei geben".
Quelle: http://www.bautschweb.de/